Als ich gestern durch München spazierte, wurde ich Zeugin einer kulturellen Zeitenwende: Die legendäre Leuchtreklame der «Lach- und Schießgesellschaft» hat nach über 60 Jahren ihren angestammten Platz verlassen. Das ikonische rote Schild mit dem lachenden Gesicht, seit 1956 ein Wahrzeichen der Münchner Kabarettszene, wurde vom Dach des Hauses in Schwabing abmontiert.
Seit Wochen hatte es Gerüchte über die Zukunft des Kultlokals gegeben. Nun ist es offiziell: Die «Lach & Schieß» zieht in die Räume des Clubs «Fat Cat» im alten Gasteig-Komplex. «Das Schild repräsentiert ein Stück Münchner Kulturgeschichte, das wir bewahren müssen», erklärt Stefan Hanitzsch, Geschäftsführer der Kabarettbühne. Zusammen mit dem Schild soll auch der Geist des traditionsreichen Hauses umziehen, das jahrzehntelang für politisches Kabarett stand.
Die Entscheidung fiel nach langer Suche. Der bisherige Standort an der Haimhauser Straße war nicht mehr zu halten. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Berichterstattungen über die finanziellen Schwierigkeiten des Hauses, die sich durch die Pandemie verschärften. «Wir brauchen einen Neuanfang, ohne unsere Wurzeln zu vergessen», sagt Bruno Jonas, einer der bekanntesten Kabarettisten, der eng mit dem Haus verbunden ist.
Im «Fat Cat» am Rosenheimer Platz sollen künftig nicht nur Kabarettabende stattfinden. Auch Ausstellungen und Musikveranstaltungen sind geplant. «Die Münchner werden staunen», verspricht Hanitzsch. Das neue Konzept soll jüngere Zuschauer ansprechen, ohne die Stammgäste zu vergraulen – eine Gratwanderung, die typisch für Münchens Kulturszene ist.
Ob der Umzug ins «Fat Cat» die Rettung des traditionsreichen Kabaretts bedeutet, wird sich zeigen. Eines ist sicher: Das rote Schild mit dem lachenden Gesicht bleibt den Münchnern erhalten – und damit ein Stück ihrer Identität. Für mich als Beobachterin der Kulturszene stellt sich die Frage: Kann politisches Kabarett an einem neuen Ort seine alte Kraft entfalten?