Die Hauptstadt hält den Atem an: Eine Videobotschaft des YouTubers «Nero Germanika» löste gestern Panik unter Berliner Eltern aus. Der Mann kündigte für heute einen Anschlag an Schulen an und sorgte für massive Verunsicherung. Polizei und Bildungsverwaltung reagierten sofort: Rund 750 Schulen erhielten Sicherheitshinweise, viele Eltern ließen ihre Kinder heute zuhause.
Ich bin seit dem frühen Morgen in Mitte unterwegs. Vor der Grundschule am Brandenburger Tor stehen deutlich weniger Kinder als sonst. «Ich habe lange überlegt, ob ich meinen Sohn heute schicke«, erzählt mir Claudia Becker (42). «Die WhatsApp-Gruppen haben gestern regelrecht geglüht.» Die Angst sitzt tief, obwohl die Polizei die Drohungen als «nicht konkret» einstuft.
Der Verfassungsschutz identifizierte den Urheber der Botschaft als einen bereits bekannten 29-jährigen Mann mit rechtsextremen Verbindungen. «Wir nehmen solche Drohungen immer ernst, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Gefahr als gering eingeschätzt wird«, erklärt Polizeisprecherin Barbara Grünewald auf Nachfrage.
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch betonte in einer Pressemitteilung: «Der Schulbetrieb findet statt. Wir stehen in engem Austausch mit den Sicherheitsbehörden.» Trotzdem zeigt sich an den halbleeren Schulhöfen: Die Macht der Angst ist real.
Nach meiner Erfahrung aus fast zwei Jahrzehnten Berichterstattung wirken solche Drohungen besonders stark, wenn sie Kinder betreffen. Die Behörden stehen vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie Warnungen ernst nehmen, andererseits wollen sie keine unnötige Panik schüren.
Für morgen ist der normale Schulbetrieb wieder vorgesehen. Aber das Vertrauen vieler Eltern ist erschüttert. «Was bleibt, ist ein mulmiges Gefühl«, sagt eine Mutter vor einer Kreuzberger Grundschule. «Und die Frage, ob wir solchen Drohungen nicht zu viel Macht geben.»