Die Brücke, die seit Jahrzehnten das Industriegelände in Dresden mit dem Elberadweg verbindet, ist seit gestern teilweise Geschichte. Bauarbeiter rückten mit schwerem Gerät an, um den maroden westlichen Teil des Übergangs abzureißen. Laut Stadtverwaltung war dieser Abschnitt nicht mehr zu retten – Korrosion und Frostschäden hatten dem 1979 errichteten Bauwerk über die Jahre stark zugesetzt.
Anwohner beobachteten den Abriss mit gemischten Gefühlen. «Ich bin hier jeden Tag mit dem Rad unterwegs», erzählt Rentnerin Gisela Hoffmann (72). «Der Umweg über die Flügelwegbrücke kostet mich jetzt gute 15 Minuten extra.» Die Stadt versichert jedoch, dass der Abriss alternativlos war. «Bei der letzten Prüfung wurden erhebliche statische Mängel festgestellt», erklärt Tiefbauamtsleiter Jens Uhlig. «Ein Erhalt hätte Kosten in Millionenhöhe verursacht.»
Der östliche Teil der Brücke bleibt vorerst stehen, wird aber für den Publikumsverkehr gesperrt. Für Dresdner, die das Industriegelände überqueren müssen, bedeutet das Umwege. In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich viele solcher Einschnitte in städtische Infrastruktur miterlebt – selten verlaufen sie ohne Kontroversen. Die Stadtverwaltung prüft derzeit verschiedene Optionen für einen Ersatzbau, eine Entscheidung wird für Herbst 2024 erwartet.
Was bleibt, ist ein Stück Dresdner Alltagsgeschichte, das nun verschwunden ist. Während die Stadt den Abriss als notwendige Maßnahme verteidigt, fragen sich viele Anwohner, wie lange sie auf eine neue Verbindung warten müssen. Der Ball liegt nun bei den Stadtplanern – die Lücke im Wegenetz ist jedenfalls deutlich spürbar.