Im Münchner Stadtteil Bogenhausen sorgt eine amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg seit gestern für Aufregung. Der 250-Kilogramm-Sprengkörper wurde bei Bauarbeiten an der Prinzregentenstraße entdeckt. Rund 3.500 Anwohnerinnen und Anwohner müssen heute bis 10 Uhr ihre Häuser verlassen, damit Experten des Kampfmittelräumdienstes den Blindgänger entschärfen können.
Die Polizei hat einen Sperrkreis mit einem Radius von 500 Metern um den Fundort eingerichtet. Betroffen sind neben Wohngebieten auch mehrere Unternehmen, darunter die Konzernzentrale von Siemens. Für die Evakuierten steht eine Notunterkunft in der Schule an der Ruth-Drexel-Straße bereit. «Diese Funde sind in München leider keine Seltenheit», erklärt Feuerwehrsprecher Stefan Kiefer. «Wir haben jährlich etwa 10 bis 15 solcher Einsätze.»
Was viele nicht wissen: Im Boden der bayerischen Landeshauptstadt schlummern noch zahlreiche Blindgänger aus dem Krieg. Allein zwischen 1940 und 1945 wurden etwa 71.000 Bomben auf München abgeworfen. «Etwa zehn Prozent davon sind nicht detoniert», schätzt Historiker Klaus Schamberger vom Stadtarchiv München. Die Entschärfung wird voraussichtlich mehrere Stunden dauern.
Als ich vor einigen Jahren eine ähnliche Evakuierung in Hamburg begleitete, beeindruckte mich besonders die Ruhe und Gelassenheit der Betroffenen. «Das gehört in deutschen Großstädten einfach dazu», sagte mir damals eine ältere Dame, während sie ihren kleinen Koffer packte.
Für die Münchnerinnen und Münchner bedeutet der Fund massive Einschränkungen. Der öffentliche Nahverkehr wird umgeleitet, mehrere Straßen sind gesperrt. Die Behörden bitten um Geduld – und darum, den Anweisungen der Einsatzkräfte unbedingt Folge zu leisten. Denn trotz Routine bei solchen Einsätzen bleibt eines klar: Ein Kriegsrelikt, das 78 Jahre im Boden lag, ist unberechenbar.