Der Prozess um den erschütternden Messerangriff am Holocaust-Mahnmal in Berlin hat begonnen. Ein 29-jähriger Palästinenser steht seit heute vor dem Berliner Landgericht. Er soll im April einen jüdischen US-Amerikaner mit mehreren Messerstichen lebensgefährlich verletzt haben, nachdem er ihn wegen seines Davidstern-Anhängers angesprochen hatte.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Laut Anklage handelte er aus „abgrundtiefem Judenhass». Der Angriff ereignete sich am helllichten Tag mitten in Berlin, nur wenige Schritte vom symbolträchtigsten deutschen Erinnerungsort an die Shoah entfernt.
«Dieser Angriff hat nicht nur ein Menschenleben bedroht, sondern trifft uns als Gesellschaft ins Mark», erklärte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, am Rande des Prozessauftakts. Die Gewalt gegen Juden habe seit dem 7. Oktober dramatisch zugenommen.
Der Angeklagte selbst äußerte sich heute nicht zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger kündigte jedoch an, dass sein Mandant zu einem späteren Zeitpunkt aussagen werde. Als ich den Gerichtssaal betrat, fiel mir die angespannte Atmosphäre sofort auf – verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, zahlreiche Journalisten und besorgte Gesichter.
Der Fall reiht sich ein in eine beunruhigende Serie antisemitischer Übergriffe in Deutschland. Allein in Berlin registrierte die Polizei im vergangenen Jahr über 1.000 antisemitische Straftaten. Besonders alarmierend: Die Hemmschwelle für Gewalttaten sinkt offenbar.
Für den Prozess sind zunächst elf weitere Verhandlungstage angesetzt. Falls der Angeklagte schuldig gesprochen wird, droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Frage bleibt: Wie können wir in unserer Gesellschaft Hass wirkungsvoller bekämpfen, bevor er zu solch unfassbarer Gewalt führt?