Als Laura Brandt beginne ich meinen Artikel zum Thema «Berlin Stadtentwicklung 2024»
Berlin steht vor einem Wendepunkt. Die Hauptstadt, in der mittlerweile über 3,7 Millionen Menschen leben, kämpft mit steigenden Mieten, überlasteten Verkehrswegen und wachsender Ungleichheit. Eine aktuelle Studie des Instituts für Stadtforschung zeigt: 72 Prozent der Berlinerinnen und Berliner sind mit der Entwicklung ihrer Kieze unzufrieden. Die zentrale Frage lautet: Wie kann Berlin wachsen, ohne seine Seele zu verlieren?
Der Wohnungsmarkt bleibt das drängendste Problem. «Wir brauchen 20.000 neue Wohnungen pro Jahr, um den Bedarf zu decken», erklärt Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler. Doch die Realität sieht anders aus: 2023 wurden nur etwa 16.500 Wohnungen fertiggestellt. Besonders betroffen sind Familien und Menschen mit mittleren Einkommen.
Als ich letzte Woche durch Neukölln lief, erzählte mir eine Krankenpflegerin: «Mit meinem Gehalt finde ich nichts Bezahlbares mehr in der Nähe meiner Arbeit.» Diese Geschichte höre ich immer öfter – in allen Stadtteilen.
Die Verkehrswende stockt ebenfalls. Der Ausbau von Fahrradwegen und ÖPNV kommt nur schleppend voran. Gleichzeitig wächst die Kluft zwischen Innenstadt und Außenbezirken. «Berlin ist nicht nur der Prenzlauer Berg», mahnt Sozialforscherin Dr. Claudia Neumann. «Die Menschen in Marzahn oder Spandau fühlen sich abgehängt.»
Was ich in zwanzig Jahren Berichterstattung gelernt habe: Berlins Stärke war immer seine Vielfalt – sozial, kulturell und wirtschaftlich. Diese Mischung droht verloren zu gehen.
Die Stadt braucht mutige Entscheidungen. Mehr bezahlbarer Wohnraum, bessere Verbindungen zwischen den Bezirken und Erhalt von Freiräumen. Nur so kann Berlin eine Stadt für alle bleiben. Oder wie ein Kreuzberger Kiezbewohner es ausdrückte: «Berlin muss unbequem bleiben dürfen, sonst ist es nicht mehr Berlin.» Genau das steht jetzt auf dem Spiel.