Ein Spaziergang durch den Düsseldorfer Weihnachtsmarkt führt mich zu einer Neuheit, die viele Besucher anzieht: Das sogenannte «Winter Village» auf dem Schadowplatz. Hier treffen Luxus und Schweizer Alpenklischees aufeinander. Für 29 Euro können Gäste zwei Stunden lang in einer von 23 beheizten Holzhütten sitzen, raclettieren und fonduieren. Rund 1.000 Menschen nutzen dieses Angebot täglich, wie die Betreiber mitteilen.
Die Hütten sind mit Kunstfell-Decken und künstlichem Tannengrün dekoriert. Der Boden ist mit Kunstrasen ausgelegt, als befände man sich auf einer Alm. Dazu dröhnt Après-Ski-Musik durch die Lautsprecher. Das Ambiente erinnert an eine durchkommerzialisierte Version der Schweizer Bergwelt.
«Unsere Gäste lieben die gemütliche Atmosphäre», sagt Restaurantleiter Michael Gerber. «Wir bieten ein Erlebnis, das über den gewöhnlichen Weihnachtsmarktbesuch hinausgeht.» Tatsächlich ist es der Versuch, Exklusivität zu schaffen – mitten auf dem sonst öffentlichen Platz.
Während ich die Szene beobachte, fällt mir auf, wie sehr solche Konzepte die wachsende soziale Kluft in unserer Gesellschaft widerspiegeln. Familien mit Kindern schauen von außen in die beleuchteten Hütten, während drinnen Geschäftsleute anstoßen. Es ist wie eine kleine Parallelwelt mitten auf dem Weihnachtsmarkt.
Bis zum 30. Dezember wird das Winter Village geöffnet sein. Trotz der hohen Preise sind die Hütten oft ausgebucht. Es zeigt, dass es in Düsseldorf genug Menschen gibt, die bereit sind, für inszenierte Gemütlichkeit tief in die Tasche zu greifen. Doch bleibt die Frage: Braucht ein Weihnachtsmarkt, der von Tradition und Gemeinschaftsgefühl leben sollte, wirklich solche VIP-Bereiche?