Die Wirtschaft rebelliert gegen AfD-Nähe in eigenen Reihen. Gestern distanzierte sich der Verband der Familienunternehmer öffentlich von seinem Vize Thomas Philipps und forderte ihn zum Rücktritt auf. Der Grund: Philipps hatte bei einer Veranstaltung in Sachsen Arm in Arm mit dem AfD-Landesvorsitzenden Jörg Urban posiert. Ein Foto des Moments ging durch die Medien und sorgte für Empörung.
«Wer unsere Grundwerte nicht teilt, kann uns nicht vertreten», erklärte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Der Verband, der über 180.000 Familienunternehmen repräsentiert, betont seine Überparteilichkeit – zieht aber eine klare Grenze zur als rechtsextremistisch eingestuften AfD.
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich viele politische Krisen miterlebt, aber die wachsende Spaltung der Gesellschaft ist besonders spürbar. Immer öfter beobachte ich, wie Wirtschaftsvertreter ihre neutrale Position aufgeben und Farbe bekennen.
Die Aufregung kommt zu einer brisanten Zeit: In Hamburg diskutierte ich letzte Woche mit mittelständischen Unternehmern, die sich zunehmend Sorgen um den Wirtschaftsstandort Deutschland machen. «Wir brauchen klare Kante gegen Extremismus, aber auch gegen die wirtschaftspolitische Orientierungslosigkeit der Bundesregierung», sagte mir ein Maschinenbauer aus dem Schwarzwald.
Diese Entwicklung zeigt, wie die Debatte um demokratische Werte mittlerweile alle Gesellschaftsbereiche erfasst hat. Besonders in Ostdeutschland, wo die AfD in Umfragen führt, stehen Unternehmer zunehmend unter Druck, Position zu beziehen. Die Frage bleibt: Reichen symbolische Distanzierungen aus, oder braucht es ein aktiveres Engagement der Wirtschaft für demokratische Werte?