Die Gewalt in Münchens S-Bahnen nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Am vergangenen Wochenende wurde ein 35-jähriger Mann am S-Bahnhof Karlsplatz (Stachus) von einem 43-jährigen Landsmann attackiert und schwer verletzt. Nach ersten Erkenntnissen der Bundespolizei waren beide Männer stark alkoholisiert, als der Streit in der S8 Richtung Flughafen eskalierte.
«Er hat ihn einfach geschubst, dann krachte sein Kopf gegen die Glasscheibe», berichtet eine Augenzeugin, die den Vorfall miterleben musste. Laut Bundespolizei München ist dies bereits der siebte schwerwiegende Gewaltvorfall in S-Bahnen seit Jahresbeginn – eine Steigerung von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten eine solche Zunahme an Aggressionen im öffentlichen Nahverkehr erlebt. Besonders an den Wochenenden und zu später Stunde verwandeln sich manche Bahnhöfe in regelrechte Angstzonen. «Die Hemmschwelle sinkt, besonders unter Alkoholeinfluss», erklärt Kriminaloberrat Marcus Huber vom Polizeipräsidium München.
Der Verletzte wurde mit einer Platzwunde am Kopf ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber am nächsten Tag entlassen werden. Der Täter muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Münchner Verkehrsgesellschaft plant, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken – mehr Kameras, mehr Streifen.
Doch technische Lösungen allein werden das Problem kaum lösen. Was wir brauchen, ist ein gesellschaftliches Umdenken: Wie gehen wir miteinander um, wenn der Raum eng und die Nerven blank liegen? Eine Frage, die weit über den Münchner Nahverkehr hinausreicht.