Als ich gestern von Mietern eines Vivawest-Hauses in Dortmund-Dorstfeld hörte, konnte ich kaum glauben, was sie berichteten: Seit Tagen leben mehrere Familien bei eisigen Temperaturen in ihren Wohnungen – ohne funktionierende Heizung. Thermometer zeigen teilweise nur 12 Grad in den Wohnräumen. Besonders betroffen sind die Häuser an der Wittener Straße, wo Anwohner seit dem vergangenen Wochenende frieren.
«Wir wickeln uns in Decken und tragen Winterjacken in der Wohnung», erzählt mir Bewohnerin Sabine Müller (Name geändert), während ihr Atem in der kalten Wohnzimmerluft sichtbar wird. Besonders für die älteren Bewohner und Familien mit Kleinkindern sei die Situation unerträglich. Mehrfach hätten die Mieter bereits den Notruf des Wohnungsunternehmens Vivawest kontaktiert, doch eine Lösung lässt auf sich warten.
Ein Sprecher von Vivawest bestätigte auf Anfrage den Heizungsausfall. «Es handelt sich um einen komplexen Defekt an der Heizungsanlage. Unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung.» Ersatzteile seien bereits bestellt, würden jedoch erst in den kommenden Tagen eintreffen. Bis dahin stellt das Unternehmen den Mietern elektrische Heizlüfter zur Verfügung – eine Maßnahme, die bei den Bewohnern auf wenig Begeisterung stößt.
Mieterschützer weisen darauf hin, dass Mieter bei solchen Ausfällen Anspruch auf Mietminderung haben. «In der Regel sind bei Temperaturen unter 18 Grad in Wohnräumen Kürzungen zwischen 10 und 20 Prozent gerechtfertigt«, erklärt Rolf Becker vom Mieterschutzbund Dortmund.
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich immer wieder über ähnliche Fälle berichtet. Was mich diesmal besonders betroffen macht: Viele Betroffene haben Angst, sich zu beschweren. «Wohnraum ist so knapp in Dortmund, dass viele fürchten, bei zu lauter Kritik Probleme mit dem Vermieter zu bekommen», flüsterte mir eine ältere Dame im Treppenhaus zu.
Die Frage bleibt, warum es in einem wohlhabenden Land wie Deutschland überhaupt dazu kommen kann, dass Menschen tagelang in eiskalten Wohnungen ausharren müssen. Ist es Zeit für strengere gesetzliche Vorgaben für Wohnungsunternehmen? Oder brauchen wir mehr bezahlbaren Wohnraum, damit Mieter sich trauen, ihre Rechte einzufordern?