Die digitale Revolution im deutschen Fußball: Mehr als nur Ergebnisse
Der gestrige Abend gehört in die Geschichtsbücher des deutschen Vereinsfußballs. Während Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen in der Champions League glänzten, vollzieht sich im Hintergrund eine leise Revolution, die kaum jemand mitbekommt: Deutschlands Topclubs haben in den letzten zwei Jahren ihre Datenanalyseteams verdreifacht.
Was früher ein Bauchgefühl des Trainers war, ist heute ein algorithmischer Masterplan. Beim BVB-Sieg gegen Celtic Glasgow war jeder Sprint, jeder Pass und jede Positionierung bereits tausendfach digital simuliert worden. «Wir verarbeiten pro Spiel etwa 8,5 Millionen Datenpunkte«, verrät mir Jonas Weber, Leiter der Sportdatenanalyse bei einem Bundesligisten. «Die Fans sehen einen brillanten Konter, wir sehen das Ergebnis monatelanger mathematischer Optimierung.»
Besonders interessant: Die Spieler selbst werden zu Datenanalysten. In der Leverkusener Kabine checken mittlerweile 80% der Profis ihre Performance-Daten direkt nach dem Abpfiff auf speziellen Tablets. Die Taktikbesprechung findet heute in virtuellen Räumen statt, wo Spielsituationen in 3D nachgestellt werden können. Die gleiche Technologie nutzen übrigens auch eSport-Teams, deren Trainingsmethoden immer mehr Einzug in den klassischen Sport halten.
Was bedeutet das für den Fußball, wie wir ihn kennen? Der «perfekte» datengetriebene Spieler wird zur Norm. Die Romantik des unberechenbaren Spiels weicht wissenschaftlicher Präzision. Gleichzeitig eröffnen sich völlig neue Einblicke für Fans. Über spezielle Apps können sie inzwischen die gleichen Leistungsdaten sehen wie die Trainerbank – eine demokratische Wende im sonst so verschlossenen Profifußball.
Bleibt die Frage: Wenn bald jeder Pass, jeder Laufweg komplett durchgerechnet ist – bleibt dann noch Raum für das Unerwartete, für die Magie, die uns immer wieder zu Fans gemacht hat?