Der Moment der Entscheidung ist gekommen: Die Hamburgische Bürgerschaft stimmt heute über den umstrittenen Neubau der Staatsoper ab. Mit rund 900 Millionen Euro Baukosten und weiteren Hunderten Millionen für die Zwischenspielstätte wäre es das teuerste Kulturprojekt der Stadt. Nach jahrelangen Debatten geht es nun um die grundsätzliche Frage: Neubau oder Sanierung des alten Gebäudes an der Dammtorstraße?
Vor der Sitzung haben sich bereits klare Positionen herausgebildet. Die regierende rot-grüne Koalition spricht sich für den Neubau aus, während die CDU-Opposition die Kosten kritisiert. «In Zeiten knapper Kassen fehlt uns die Fantasie, wie dieses Prestigeprojekt finanziert werden soll», sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering gestern im Rathaus.
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) verteidigt das Projekt: «Eine Stadt wie Hamburg braucht kulturelle Leuchttürme, die auch international strahlen.» Die geplante Oper am Willy-Brandt-Platz soll moderne Bühnentechnik und verbesserte Akustik bieten. Das alte Gebäude sei schlicht nicht mehr zeitgemäß.
Als ich vergangene Woche Theaterbesucher vor der aktuellen Oper befragte, zeigte sich die Spaltung in der Bevölkerung. «Die alte Oper hat Charme, aber ihre technischen Mängel sind offensichtlich», meinte Stammgast Helga Müller (68).
Die Entscheidung fällt in angespannter Haushaltslage. Gleichzeitig fehlen in Hamburg bezahlbare Wohnungen und Schulen benötigen Sanierungen. Die Frage, die bleibt: Kann sich die Hansestadt dieses kulturelle Prestigeprojekt leisten – oder ist es unverzichtbar für eine Weltstadt mit Ambitionen?