In Stuttgart bahnen sich heftige Kulturdebatten an. Die Stadt muss bis 2026 rund 100 Millionen Euro einsparen, und der Kulturbereich soll einen erheblichen Anteil dazu beitragen. Oberbürgermeister Frank Nopper und Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann haben Kultureinrichtungen aufgefordert, Sparvorschläge zwischen 10 und 20 Prozent ihrer Budgets vorzulegen. Eine Entscheidung, die in der Kulturszene auf massive Kritik stößt.
«Das ist wie ein Hammerschlag für die Kulturlandschaft», sagt Marc-Oliver Hendriks, Geschäftsführender Intendant der Württembergischen Staatstheater. Die geforderten Einsparungen würden die Substanz der Einrichtungen treffen. Bei den Staatstheatern geht es um mehrere Millionen Euro – ein Betrag, der ohne Einschnitte im Programm kaum zu bewältigen ist.
Auch kleinere Einrichtungen trifft es hart. Das FITZ Figurentheater etwa müsste bei 20 Prozent Kürzung fast 100.000 Euro einsparen. «Das bedeutet weniger Produktionen, weniger kulturelle Bildung für Kinder», erklärt die Leiterin.
Was mich bei meinen Recherchen besonders bewegt: Viele Kulturschaffende fühlen sich überrumpelt. Die Zeit für Sparvorschläge ist knapp, alternative Finanzierungsmodelle kaum zu entwickeln. Bereits im Juli soll der Gemeinderat über die Kürzungen entscheiden.
Die Sparpläne fallen in eine Zeit, in der die Kulturbranche nach Corona ohnehin mit steigenden Kosten kämpft. Energiepreise, Lohnsteigerungen und Inflation belasten die Haushalte zusätzlich. Stuttgarts reiches kulturelles Erbe steht auf dem Spiel.
Wohin führt dieser Weg? Stuttgart riskiert, seine kulturelle Strahlkraft zu verlieren. Werden die Einschnitte Realität, droht eine Verarmung der Kulturlandschaft, die jahrzehntelang aufgebaut wurde. Die Frage ist nicht nur, was wir uns leisten können – sondern was wir uns als Gesellschaft leisten wollen.