Als ich gestern durch die Stuttgarter Innenstadt schlenderte, bemerkte ich das fünfte neue Fast-Food-Restaurant in nur zwei Monaten. Berliner Gastroketten wie Burgermeister, Curry 36 und Schnitzery erobern die schwäbische Metropole im Eiltempo. Allein 2023 eröffneten sieben Berliner Fast-Food-Filialen in Stuttgart, ein Rekord laut Industrie- und Handelskammer.
Die Hauptstadtgastronomen haben die Schwabenmetropole als lukrativen Markt entdeckt. «Stuttgart bietet eine perfekte Mischung aus kaufkräftigem Publikum und Offenheit für neue Konzepte«, erklärt Matthias Beinlich, Expansionsleiter bei Burgermeister. Die Kette plant bis 2025 drei weitere Filialen in der Region.
Was mir besonders auffällt: Die Berliner Konzepte passen sich geschickt an lokale Vorlieben an. Bei Schnitzery gibt es neben dem klassischen Sortiment jetzt ein «Schwäbisches Schnitzel» mit hausgemachtem Kartoffelsalat. Die Kundschaft reagiert positiv – an Wochenenden stehen die Menschen Schlange.
Der Trend hat allerdings auch Kritiker. Der Stuttgarter Gastronomieverband warnt vor Verdrängungseffekten. «Viele inhabergeführte Lokale können mit den Marketingbudgets der Ketten nicht mithalten«, berichtet Verbandssprecher Jens Bürkle. In der Königstraße mussten bereits drei traditionelle Imbisse schließen.
Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Stadtkultur? Einerseits bringen die Berliner Gastrokonzepte frischen Wind und neue Impulse, andererseits steht die lokale Identität auf dem Spiel. Vielleicht braucht es beides: Innovation von außen und Wertschätzung für das, was Stuttgart kulinarisch besonders macht. Die Frage bleibt: Wie viel Berlin verträgt Stuttgart?