Article – Deutschlands Gewerkschaften erheben ihre Stimme gegen rechtsextreme Tendenzen in der Wirtschaft. Verdi-Chef Frank Werneke forderte heute auf dem Bundeskongress in Berlin eine «klare Brandmauer» gegen die AfD in allen Unternehmen. Nach Erhebungen des DGB sympathisieren etwa 15 Prozent der Beschäftigten mit rechtsextremen Parteien – ein Wert, der die Gewerkschaften alarmiert.
Die Debatte über politische Neutralität in der Wirtschaft nimmt Fahrt auf. «Unternehmen tragen gesellschaftliche Verantwortung und können nicht neutral bleiben, wenn demokratische Grundwerte in Gefahr sind», erklärte Werneke vor 1.000 Delegierten. Der Verdi-Chef reagierte damit auf Äußerungen des Verbands «Die Familienunternehmer», dessen Präsidentin Marie-Christine Ostermann kürzlich politische Zurückhaltung von Unternehmen gefordert hatte.
Ich habe in meinen zwanzig Jahren als Wirtschaftsjournalistin selten eine so aufgeheizte Stimmung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften erlebt. DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi unterstützt Wernekes Position: «Wirtschaftlicher Erfolg und demokratisches Engagement gehören zusammen. Wer das trennt, verkennt die Grundlagen unseres Wohlstands.»
Während große Konzerne wie Volkswagen und Bosch bereits klare Positionierungen gegen Rechtsextremismus verabschiedet haben, zögern viele mittelständische Unternehmen noch. Der Handelsverband Deutschland hat unterdessen einen Leitfaden zum Umgang mit politischen Spannungen am Arbeitsplatz veröffentlicht.
Die Diskussion wird weitergehen – nicht nur in Vorstandsetagen, sondern auch in Kantinen und an Werkbänken. Und die Frage bleibt: Wie politisch darf, soll oder muss Wirtschaft sein, wenn es um den Schutz demokratischer Grundwerte geht?