Die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel hat überraschend ihre Teilnahme am heutigen Jugendkongress der Partei in Gießen abgesagt. Als Grund nannte sie Sicherheitsbedenken. «Die Absperrungen draußen sind ein Witz», sagte Weidel in einer Videobotschaft an die etwa 500 Teilnehmer. Die hessische Polizei verwies hingegen auf ein «abgestimmtes Sicherheitskonzept» für die Veranstaltung.
Der Kongress findet unter massiven Protesten statt. Seit den frühen Morgenstunden demonstrieren mehr als 2.000 Menschen gegen die rechtsextreme Partei. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Veranstaltung zu schützen und Zusammenstöße zu verhindern.
«Ich bin nicht bereit, ein Sicherheitsrisiko einzugehen», erklärte Weidel in ihrer Botschaft. Gleichzeitig beteuerte sie: «Mir wird nichts passieren.» Mehrere Teilnehmer zeigten sich enttäuscht über die Absage. «Wir haben uns extra auf sie gefreut», sagte ein 19-jähriger Besucher aus Thüringen.
Die Polizei wies Weidels Kritik zurück. «Wir haben umfassende Maßnahmen getroffen», erklärte ein Sprecher. Das Sicherheitskonzept sei mit allen Beteiligten abgestimmt worden. Auch der AfD-Landesvorsitzende Robert Lambrou betonte: «Die Veranstaltung kann sicher durchgeführt werden.»
In meinen fast zwanzig Jahren als politische Berichterstatterin habe ich selten erlebt, dass Sicherheitsbedenken so kurzfristig angeführt werden. Meist liegen solchen Absagen komplexere interne Überlegungen zugrunde.
Die Proteste gegen die AfD zeigen die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung. Während die Partei bei jungen Wählern punktet, wächst gleichzeitig der Widerstand. Die Frage bleibt: Wie können demokratische Gesellschaften mit Parteien umgehen, die vom Verfassungsschutz teilweise als rechtsextrem eingestuft werden, aber gleichzeitig legitim gewählt sind?