Article – Die Preise im Supermarkt steigen, der Restaurantbesuch wird teurer und die Inflation drückt auf den Geldbeutel vieler Deutscher. Wie wirkt sich das auf unser Essverhalten aus? Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt: 61 Prozent der Befragten kochen häufiger selbst, um Geld zu sparen. Fast jeder Zweite geht seltener auswärts essen als noch vor drei Jahren.
Der Restaurantbesuch wird zunehmend zum Luxus. In München habe ich mit Familien gesprochen, die früher jede Woche essen gingen – heute ist es oft nur noch einmal im Monat. «Die gestiegenen Kosten zwingen uns zum Umdenken», erklärt Michaela Bergmann, Mutter von zwei Kindern. «Wir kaufen jetzt bewusster ein und kochen mehr gemeinsam.»
Auch die Art, wie wir einkaufen, ändert sich. 72 Prozent der Befragten achten verstärkt auf Angebote und Sonderaktionen. Discounter verzeichnen Zuwächse, während Bio-Läden Kunden verlieren. Prof. Dr. Hans-Werner Schmidt vom Institut für Konsumforschung sieht einen Trend: «Die Menschen optimieren ihr Einkaufsverhalten, verzichten aber ungern auf Qualität. Sie kaufen gezielter ein und reduzieren Lebensmittelverschwendung.»
Überraschend ist: Trotz Sparsamkeit legen viele Wert auf regionale Produkte. Laut Umfrage bevorzugen 58 Prozent regionales Obst und Gemüse – auch wenn es etwas teurer ist. «Die Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen», bestätigt Schmidt.
In Baden-Württemberg beobachte ich seit Jahren, wie Wochenmärkte wieder beliebter werden. Menschen schätzen den direkten Kontakt zu Erzeugern, die Transparenz und Frische. Ein Phänomen, das durch die Preissteigerungen nicht gestoppt wurde.
Wird sich dieser Trend fortsetzen? Experten gehen davon aus, dass das veränderte Essverhalten auch nach einer möglichen Preisberuhigung bestehen bleibt. Die Deutschen haben wieder Kochen gelernt, schätzen Hausmannskost und regionale Produkte. Vielleicht ist das einer der wenigen positiven Nebeneffekte der Teuerungswelle: ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln.