Der Musikunterricht in Hamburg steht vor einer ernsten Krise. Schon jetzt fehlen Lehrkräfte an den Musikschulen, und die Situation könnte sich in den kommenden Jahren drastisch verschärfen. Nach einer aktuellen Studie des Verbands deutscher Musikschulen gehen bis 2030 etwa 25 Prozent der Musikschullehrkräfte bundesweit in den Ruhestand – auch in Hamburg macht sich dies bemerkbar.
Besonders problematisch: Der Nachwuchs fehlt. «Wir beobachten seit Jahren rückläufige Studierendenzahlen in den musikpädagogischen Studiengängen», erklärt Matthias Krebs, Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen Hamburg. An der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg sind die Bewerberzahlen für das Lehramt Musik um fast ein Drittel gesunken.
Die Gründe sind vielschichtig. Zum einen wirken die oft prekären Arbeitsbedingungen abschreckend. Viele Musikschullehrer arbeiten auf Honorarbasis ohne feste Anstellung und soziale Absicherung. Zum anderen konkurriert der Musikunterricht zunehmend mit digitalen Angeboten und anderen Freizeitaktivitäten.
Als ich vergangene Woche die Jugend-Musikschule in Barmbek besuchte, erzählte mir eine langjährige Klavierlehrerin: «Früher hatten wir Wartelisten, heute müssen wir um jeden Schüler kämpfen.»
Die Folgen des Lehrermangels könnten weitreichend sein. Musikschulen sind mehr als nur Orte des Unterrichts – sie sind kulturelle Anker in den Stadtteilen. Gerade in sozialen Brennpunkten leisten sie wichtige Integrationsarbeit. «Musik verbindet über alle Grenzen hinweg», sagt Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und verspricht, das Problem anzugehen.
Was bedeutet das für Hamburgs kulturelle Zukunft? Ohne Nachwuchs bei den Lehrkräften droht ein Teufelskreis: weniger Unterricht, weniger musikalische Bildung, weniger künstlerischer Nachwuchs. Die Frage ist nicht nur, wie wir mehr junge Menschen für den Beruf begeistern können, sondern auch, welchen Wert wir kultureller Bildung in unserer Gesellschaft beimessen.