Im Hamburger Schauspielhaus erlebt man derzeit eine Bücherwelt zum Eintauchen. Walter Moers› Fantasyroman «Die Stadt der Träumenden Bücher» wurde hier auf die Bühne gebracht. Die Geschichte um den jungen Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz, der im unterirdischen Buchhaim nach einem geheimnisvollen Manuskript sucht, fasziniert seit Erscheinen 2004 Leserinnen und Leser weltweit. Nun erleben Theaterbesucher die düstere Welt der wandelnden Bücher in einer aufwendigen Inszenierung.
Regisseur Fabian Gerhardt und sein Team haben für die Umsetzung eine beeindruckende Mischung aus Schauspiel, Puppenspiel und Videoinstallationen geschaffen. «Wir wollten die Magie der Bücher spürbar machen», erklärt Gerhardt. Besonders die Katakomben unter Buchhaim, in denen gefährliche Kreaturen lauern, wurden durch geschickte Lichteffekte und bewegliche Bühnenelemente lebendig.
Hauptdarsteller Sebastian Zimmler verkörpert den Lindwurm Mythenmetz mit einer Mischung aus Naivität und Entdeckergeist. «Die Figur durchlebt eine unglaubliche Entwicklung vom unerfahrenen Schriftstellerling zum mutigen Abenteurer», sagt Zimmler. Die Kostüme von Anika Marquardt unterstützen die fantasievolle Atmosphäre – besonders die Buchkörper, die wie lebendige Wesen über die Bühne huschen.
Als ich während der Vorstellung den Gesichtern im Publikum folge, sehe ich dieselbe Verzauberung, die ich selbst vor Jahren beim Lesen des Romans empfand. Das ist die besondere Qualität dieser Inszenierung: Sie schafft es, die Magie des Lesens und die Kraft der Fantasie auf die Bühne zu transportieren.
Die Botschaft des Stücks ist aktueller denn je: Lesen kann gefährlich sein – weil es uns verändert und zum Denken anregt. In Zeiten, in denen in manchen Ländern wieder Bücher verboten werden, erinnert uns diese Geschichte daran, wie wertvoll literarische Freiheit ist. Das Hamburger Publikum dankte mit minutenlangem Applaus – ein klares Zeichen, dass diese fantastische Reise in die Welt der Bücher genau zur richtigen Zeit kommt.