Als ich heute Mittag die Treppe zum Bürgerhaus in Gießen hinaufstieg, konnte ich bereits die jungen Männer und Frauen mit selbstbewusster Miene vor dem Eingang stehen sehen. Am vergangenen Wochenende hat sich hier eine neue Gruppe der AfD-Jugendorganisation «Junge Alternative» formiert. 29 Mitglieder kamen zur Gründungsversammlung, die unter dem Motto «Generation Deutschland» stand.
«Wir wollen eine Politik machen, die die Interessen der jungen Deutschen in den Mittelpunkt stellt», erklärte der 24-jährige Simon Büttner, der zum Vorsitzenden des neuen Kreisverbandes gewählt wurde. Die Stimmung im Saal war aufgeladen – ein Mix aus jugendlichem Enthusiasmus und politischem Sendungsbewusstsein.
Der hessische JA-Landesvorsitzende Maurice Peruzzi unterstrich bei seiner Ansprache die wachsende Bedeutung der Jugendorganisation: «Allein in den letzten sechs Monaten ist unsere Mitgliederzahl in Hessen um 40 Prozent gestiegen.» Ein Trend, der sich auch bundesweit abzeichnet. Während traditionelle Jugendorganisationen anderer Parteien mit Mitgliederschwund kämpfen, verzeichnet die JA Zuwächse.
Was mich besonders beeindruckt hat: Das Durchschnittsalter lag bei etwa 22 Jahren – viele Teilnehmer waren Studenten oder Auszubildende. «Wir haben es satt, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird», sagte Neumitglied Laura K., 19, Auszubildende zur Kauffrau. Eine Haltung, die ich in ähnlicher Form schon bei Fridays for Future gehört habe – nur mit völlig anderem politischen Vorzeichen.
Die Behörden beobachten die Entwicklung aufmerksam. Seit 2019 wird die JA vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft. Die jungen AfD-Anhänger in Gießen fechten das nicht an. «Das ist doch längst ein politisches Instrument geworden», meinte ein Teilnehmer abwinkend zu mir.
Der neue Kreisverband plant bereits seine ersten Aktionen: Infostände in der Fußgängerzone und Vortragsabende an der Universität. Ob es der AfD gelingen wird, unter jungen Menschen weiter Fuß zu fassen? Die Wahlergebnisse der letzten Monate deuten darauf hin. Und das sollte uns alle zum Nachdenken bringen.