In Gießen haben sich am vergangenen Wochenende rund 100 junge AfD-Mitglieder zusammengefunden, um eine neue Jugendorganisation zu gründen. Unter dem Namen «Generation Deutschland» wollen sie das Erbe der vor zwei Jahren verbotenen «Jungen Alternative» fortführen. Im Gründungsprogramm fordern sie die «millionenfache Remigration» von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund – ein Begriff, der längst als rechtsextremes Codewort gilt.
Als ich am Bahnhof in Gießen ankam, fielen mir sofort die Polizeifahrzeuge auf. Die hessische Universitätsstadt hatte sich auf Proteste eingestellt. Tatsächlich demonstrierten rund 800 Menschen gegen das Treffen der AfD-Jugend. Drinnen im Tagungsraum wurde derweil ein Vorstand gewählt, der die neue Organisation prägen soll: Mit dabei ist Tomasz Froelich aus Baden-Württemberg, der als Anhänger des offiziell aufgelösten rechtsextremen «Flügels» der Partei gilt.
Die Gruppierung soll die Lücke füllen, die das Verbot der «Jungen Alternative» hinterlassen hat. Diese wurde 2023 vom Verfassungsschutz als «gesichert rechtsextrem» eingestuft. Interessant: Formal ist «Generation Deutschland» kein direkter Teil der AfD, sondern eine unabhängige Organisation – ein durchsichtiges Manöver, um möglichen rechtlichen Konsequenzen vorzubeugen.
«Wir sind die Zukunft Deutschlands und lassen uns nicht länger von einem übergriffigen Staat mundtot machen», erklärte einer der Gründer in seiner Rede. Auf die Frage nach den umstrittenen Remigrationsforderungen wichen die Verantwortlichen aus. Die Behörden beobachten die Neugründung bereits mit Argusaugen.
Und was bedeutet das für die kommenden Landtagswahlen in Ostdeutschland? Die AfD hofft, mit der neuen Jugendorganisation junge Wähler zu mobilisieren. Doch der offene Rechtsruck könnte auch abschreckend wirken. Noch ist unklar, ob «Generation Deutschland» dem Verfassungsschutz neue Argumente für ein mögliches Parteiverbotsverfahren liefert. Sicher scheint nur: Die Radikalisierung der AfD schreitet voran.