Die Kassen deutscher Rüstungsunternehmen klingeln lauter als je zuvor. Seit dem Ukraine-Krieg wachsen ihre Umsätze rasant. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI meldet: Deutsche Waffenhersteller verzeichneten 2023 einen Umsatzanstieg von über 30 Prozent. In ganz Europa stiegen die Rüstungsverkäufe um etwa 17 Prozent. Die Nachfrage nach Waffen und militärischer Ausrüstung hat seit dem russischen Angriff im Februar 2022 dramatisch zugenommen.
«Die europäische Aufrüstung läuft auf Hochtouren», erklärt Dr. Thomas Müller vom Deutschen Institut für Verteidigungsstudien. «Wir sehen einen regelrechten Paradigmenwechsel – weg von der Friedensdividende, hin zur Sicherheitsvorsorge.» Besonders Rheinmetall profitiert von den neuen Verteidigungsbudgets. Der Düsseldorfer Konzern steigerte seinen Umsatz um beeindruckende 42 Prozent und kletterte in der Weltrangliste der größten Rüstungskonzerne auf Platz 25.
Die Entwicklung spiegelt sich auch in meinem Heimatstadtteil in Düsseldorf wider. Wo früher bei Erwähnung von Rheinmetall die Stirnen kritisch gerunzelt wurden, hört man heute andere Töne. «Die machen jetzt eben, was nötig ist», sagte mir kürzlich ein Nachbar beim Bäcker.
Die Bundesregierung hat mit dem 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr einen klaren Kurs eingeschlagen. Doch viele Bestellungen werden erst in den kommenden Jahren ausgeliefert. Militärexperte Müller warnt: «Deutschland hinkt bei der tatsächlichen Aufrüstung hinterher. Papier ist geduldig, aber moderne Verteidigung braucht echtes Material.»
Was bedeutet dieser Boom für uns? Arbeitsplätze und Steuereinnahmen steigen, gleichzeitig wachsen ethische Bedenken. Wohin entwickelt sich ein Land, das seine wirtschaftliche Stärke zunehmend aus der Produktion von Waffen zieht? Eine Frage, die uns alle angeht – und die wir gesellschaftlich beantworten müssen.