Die Krise der Wohnmobilbranche hat ein weiteres Opfer gefordert: Der Reisemobilhersteller HRZ aus Bad Waldsee in Baden-Württemberg hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Ravensburg bestellte bereits einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Die rund 140 Mitarbeiter erhielten am Wochenende die Nachricht, dass die Zukunft des Unternehmens ungewiss sei. In einer Region, die als Hochburg der deutschen Wohnmobilindustrie gilt, wiegt dieser Schlag besonders schwer.
Die Gründe für die Schieflage sind vielschichtig. Während der Corona-Pandemie erlebte die Branche einen regelrechten Boom – viele Menschen entdeckten das Reisen im eigenen Fahrzeug als sichere Alternative. Doch der Aufschwung ist längst vorbei. «Wir beobachten seit Monaten Kaufzurückhaltung und steigende Kosten», erklärt Branchenexperte Michael Lenzen vom Deutschen Camping Club. Die Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit haben potenzielle Käufer vorsichtiger werden lassen.
Als ich vergangene Woche mit Händlern in Süddeutschland sprach, war die Stimmung bereits am Boden. Die Lager sind voll, Neukunden bleiben aus. Besonders die mittelständischen Hersteller trifft es hart – sie können Preissteigerungen bei Material und Energie nicht so leicht abfedern wie die Großen der Branche.
HRZ ist dabei kein Einzelfall. Der deutsche Caravaning-Verband meldet einen Rückgang der Neuzulassungen um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die Mitarbeiter in Bad Waldsee bedeutet die Insolvenz bange Wochen. Ihre Löhne sind zwar vorerst durch das Insolvenzgeld gesichert, doch die langfristigen Perspektiven bleiben ungewiss.
Für Baden-Württemberg ist diese Entwicklung ein Warnsignal. Wie geht es weiter mit einer Branche, die noch vor kurzem als Konjunkturmotor galt? Die kommenden Monate werden zeigen, ob es sich um eine vorübergehende Delle handelt – oder um einen grundlegenden Strukturwandel in der Freizeitindustrie.