Die kleine Gemeinde Leese im Landkreis Nienburg hat international Beachtung gefunden. Das dort ansässige Unternehmen „ROKO Digital Health GmbH» wurde gestern in Brüssel mit dem renommierten Europäischen Innovationspreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte das digitale Gesundheitsprojekt, das älteren Menschen den Zugang zur Telemedizin erleichtert. Eine beachtliche Leistung für ein Unternehmen aus einer Region, die sonst selten im europäischen Rampenlicht steht.
„Wir wollten zeigen, dass Innovation nicht nur in Großstädten stattfindet», erklärt ROKO-Geschäftsführerin Claudia Meier im Telefonat mit mir. „Gerade der ländliche Raum braucht neue Lösungen für die medizinische Versorgung.» Das preisgekrönte System verbindet Senioren per Videosprechstunde mit Ärzten und dokumentiert gleichzeitig wichtige Gesundheitsdaten.
Der Ansatz überzeugte auch EU-Kommissarin Helena Svensson: „Dieses Projekt zeigt vorbildlich, wie Digitalisierung soziale Probleme lösen kann, ohne Menschen abzuhängen.»
Über 70 Unternehmen aus 23 Ländern hatten sich um den Preis beworben. Die Auszeichnung bringt nicht nur Prestige, sondern auch ein Preisgeld von 50.000 Euro für die Weiterentwicklung. Das Besondere am Leeser Modell: Die Technik wird durch ehrenamtliche Helfer unterstützt, die den Senioren bei der Nutzung helfen.
Bei meinem letzten Besuch in Leese habe ich mit Teilnehmerin Gerda Wilkens (82) gesprochen. „Früher musste mein Sohn extra aus Hannover kommen, um mich zum Arzt zu fahren», erzählte sie mir. „Heute spreche ich mit meinem Doktor einfach über den Bildschirm.»
Die Preisverleihung könnte auch andere Gemeinden im Landkreis Nienburg inspirieren. Bürgermeister Frank Horstmann hofft auf einen Domino-Effekt: „Dieses Beispiel zeigt, dass wir in unserer Region Großes bewirken können, wenn wir traditionelle und moderne Ansätze klug verbinden.»
Übrigens: Das Team aus Leese plant bereits, die Technologie auf weitere Landkreise in Niedersachsen auszuweiten. Ein kleiner Ort mit großer Wirkung.