Die Schwerelosigkeit auf der Erde simulieren – das ist das Ziel einer neuen Studie in Köln. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sucht ab sofort zwölf Männer, die bereit sind, für 60 Tage im Bett zu liegen – bei einer Neigung von sechs Grad, mit dem Kopf nach unten. Die Teilnehmer erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung von 18.000 Euro.
Die Forschenden wollen verstehen, was mit dem Körper passiert, wenn er längere Zeit der Schwerkraft entzogen wird. «Im All verändert sich der Körper dramatisch«, erklärt Dr. Edwin Mulder, Leiter der Studie. «Muskeln und Knochen bauen ab, das Immunsystem schwächelt.» Genau diese Effekte lassen sich durch die Bettruhe mit leichter Kopf-Tieflage nachstellen.
Was sich zunächst wie ein Traumjob anhört, hat seine Tücken. Die Probanden dürfen das Bett zwei Monate lang nicht verlassen – alle Aktivitäten, von der Mahlzeit bis zur Körperpflege, finden liegend statt. «Nach wenigen Tagen wird es anstrengend«, berichtet ein Teilnehmer einer früheren Studie. «Man vermisst die einfachsten Dinge wie aufrecht zu stehen.»
In meinen 15 Jahren als Wirtschaftsjournalist habe ich viele ungewöhnliche Jobs gesehen, aber dieser gehört definitiv dazu. Was mich besonders beeindruckt: Die Ergebnisse solcher Studien fließen nicht nur in die Raumfahrt ein, sondern helfen auch bei der Entwicklung von Therapien für bettlägerige Patienten hier in Düsseldorf und anderswo.
Die Auswahlkriterien sind streng: Männer zwischen 24 und 55 Jahren, Nichtraucher, BMI zwischen 20 und 30. Die Voruntersuchungen beginnen im Juli, die eigentliche Studie im September. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten entscheidend sein für längere Weltraummissionen – etwa zum Mars.
Was würden Sie tun mit 18.000 Euro für zwei Monate Bettruhe? Die Frage mag verlockend klingen, doch sie wirft auch eine tiefere auf: Welchen Preis hat unsere Mobilität – und wie sehr schätzen wir sie erst, wenn sie uns genommen wird?