Die Alarmglocken im deutschen Industriesektor läuten immer lauter. Peter Leibinger, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), warnt vor einem «freien Fall» des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Lage sei kritisch: Allein im ersten Quartal 2024 sind die Auftragseingänge im Maschinenbau um 11 Prozent eingebrochen. Diese Zahlen spiegeln eine Entwicklung wider, die ich seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr in dieser Dramatik erlebt habe.
«Deutschland verliert täglich an Wettbewerbsfähigkeit. Es ist fünf vor zwölf«, betont Leibinger im Gespräch mit Wirtschaftsvertretern in Düsseldorf. Die Gründe sind vielschichtig: Überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten und ein zunehmender Fachkräftemangel belasten die Unternehmen. In meinen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern höre ich immer öfter die gleiche Sorge: Viele erwägen mittlerweile Produktionsverlagerungen ins Ausland.
Besonders beunruhigend ist die Investitionszurückhaltung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Investitionen in Ausrüstungen im Vergleich zum Vorjahr um fast 4 Prozent gesunken. «Wenn nicht investiert wird, fehlt die Basis für zukünftiges Wachstum», erklärt Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Die Folgen spüren bereits jetzt viele Regionen – in meiner Heimatstadt Frankfurt sind erste Entlassungswellen zu beobachten.
Was bedeutet das für Deutschland? Der Wohlstand steht auf dem Spiel. Ohne eine wettbewerbsfähige Industrie droht ein schleichender Abstieg. Die Politik muss jetzt handeln: Bürokratieabbau, flexible Arbeitszeiten und niedrigere Energiekosten sind keine Wunschliste der Wirtschaft, sondern überlebenswichtig. Die Frage ist nicht, ob wir uns Reformen leisten können – sondern ob wir es uns leisten können, sie nicht umzusetzen.