Seit Wochen sorgt der geplante Abschiebeflughafen in München für hitzige Diskussionen. Während das bayerische Innenministerium den Bau eines neuen Terminals für Abschiebungen am Münchner Flughafen vorantreibt, wächst der Protest in der Bevölkerung. Nach Angaben der Behörden sollen jährlich bis zu 15.000 Menschen von dort abgeschoben werden können. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt jedoch: Vom fertigen Terminal ist man noch weit entfernt.
«Der Bauplan existiert bisher nur auf dem Papier», erklärt mir ein Mitarbeiter der Flughafengesellschaft, der anonym bleiben möchte. In Hamburg habe ich ähnliche Projekte beobachtet – oft klaffen Planung und Umsetzung weit auseinander.
Innenminister Joachim Herrmann verteidigt das Vorhaben: «Wir brauchen diese Einrichtung, um geltendes Recht konsequent durchzusetzen.» Das geplante Terminal soll neben dem bestehenden Flughafengebäude entstehen und separate Abfertigungsbereiche umfassen.
Was vor Ort auffällt: Bislang gibt es keine Bauarbeiten. Lediglich Vermessungsarbeiten wurden durchgeführt. Die Behörden rechnen mit einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren – sofern alle Genehmigungen vorliegen. Davon ist man jedoch weit entfernt.
Bei meinem Besuch in der Region treffe ich auf zahlreiche kritische Stimmen. Maria Huber vom «Bündnis gegen Abschiebungen» erklärt: «Dieses Terminal würde Menschen wie Fracht behandeln. Das ist unmenschlich.» Die Protestbewegung wächst – bereits über 5.000 Menschen haben sich in einer Petition gegen das Projekt ausgesprochen.
Nach fast zwanzig Jahren Berichterstattung über Migrationspolitik sehe ich: Die Debatte spiegelt die tiefe gesellschaftliche Spaltung beim Thema Abschiebungen wider. Während Behörden Effizienzsteigerungen betonen, fürchten Kritiker eine Entmenschlichung des Verfahrens.
Was bedeutet das für die Region? Der Bau würde die ohnehin angespannte Situation verschärfen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Projekt trotz aller Widerstände realisiert wird – oder ob der «Abschiebeflughafen» ein Papiertiger bleibt. Man darf gespannt sein, ob bei diesem sensiblen Thema der Dialog mit Kritikern noch eine Chance bekommt.