Die Energiewende macht vor Stuttgarts Hauseigentümern nicht halt. Seit Jahren gibt es kostenlose Beratungen, die bei der Modernisierung alter Heizungen oder der Dämmung von Gebäuden helfen sollen. Doch jetzt droht das beliebte Angebot zu verschwinden. Der Grund: Die Stadt will den finanziellen Zuschuss für die Energieberater deutlich kürzen – von bisher 300.000 auf nur noch 200.000 Euro im Jahr.
«Für viele Menschen ist diese Beratung der erste wichtige Schritt in Richtung klimafreundliches Wohnen», erklärt mir Thomas Weber von der Verbraucherzentrale. Als ich letzte Woche das Beratungsbüro am Rotebühlplatz besuchte, war der Andrang groß. Eine Familie aus Vaihingen erzählte mir, wie sie dank der Beratung nun ihre 30 Jahre alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe tauschen wird – eine Investition von 25.000 Euro, die ohne fachkundige Hilfe nicht zustande gekommen wäre.
Hinter den Kulissen tobt ein Streit zwischen Stadtverwaltung und Gemeinderäten. Die Grünen-Fraktion fordert, das ursprüngliche Budget beizubehalten. «In Zeiten des Klimawandels an der Energieberatung zu sparen, ist das falsche Signal», kritisiert Stadtrat Michael Hagel. Die CDU hingegen verweist auf leere Kassen und will den Rotstift ansetzen.
Die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr nutzten über 4.500 Stuttgarter Haushalte das Angebot – Tendenz steigend. «Wenn wir die Beratungskapazitäten jetzt reduzieren müssen, bedeutet das längere Wartezeiten», warnt die Leiterin der Energieberatungsstelle, Sabine Reichert. «Oder schlimmer noch: Menschen verzichten ganz auf die Modernisierung.»
Die Entscheidung soll kommende Woche im Gemeinderat fallen. Was auch immer dort beschlossen wird – für die Klimaziele der Stadt könnte es weitreichende Folgen haben. In der Schwabenmetropole sollen bis 2035 alle Gebäude klimaneutral sein. Ein ambitioniertes Ziel, das ohne fachkundige Begleitung kaum zu erreichen sein dürfte.