Article – In Dortmund sorgte gestern Abend nicht nur das Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg für Aufsehen. Die Südtribüne des Signal Iduna Parks verwandelte sich in einen gigantischen Protestbrief. Über 25.000 BVB-Fans richteten ihre Botschaft direkt an das Bundesinnenministerium – unübersehbar für die 81.365 Zuschauer und Millionen an den Bildschirmen. Der Anlass: die geplanten schärferen Sicherheitsmaßnahmen im deutschen Fußball.
«Sehr geehrte Frau Faeser», begann der Brief auf der berühmten «Gelben Wand» und kritisierte die Pläne des Ministeriums scharf. Die Fan-Initiative «Südtribüne Dortmund» warf Innenministerin Nancy Faeser vor, mit ihren Maßnahmen die Fankultur zu gefährden. «Die Pauschalverurteilung von Fußballfans muss ein Ende haben», zitierte ein Sprecher während der Aktion.
Die kreative Protestform – ein Brief in Stadiongröße – zeigt, wie organisiert die Fanszene mittlerweile vorgeht. In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich erlebt, wie aus losen Fan-Gruppierungen professionelle Organisationen geworden sind, die politisch agieren. Bemerkenswert war die Ruhe, mit der die Choreografie ablief – kein Feuerwerk, keine Störungen, nur ein deutliches Statement.
Die Debatte um Sicherheit im Fußball nimmt damit eine neue Dimension an. «Der Dialog zwischen Fans und Politik ist wichtiger denn je», erklärte Fanforscher Jonas Schmidt vom Institut für Fankultur in München. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob das Ministerium auf den XXL-Brief reagiert. Eines ist sicher: Die Fans haben ihre Meinung eindrucksvoll zu Papier gebracht.