Die schweigsame Beate Zschäpe hat heute überraschend ausgesagt. Zum ersten Mal seit ihrer Verurteilung im NSU-Prozess brach die 49-jährige Rechtsterroristin ihr Schweigen im Dresdner Oberlandesgericht. Als Zeugin in einem Prozess gegen eine mutmaßliche Unterstützerin der rechtsextremen Terrorgruppe bestritt sie, jemals Mitglied im «Nationalsozialistischen Untergrund» gewesen zu sein – eine Organisation, die für zehn Morde verantwortlich gemacht wird.
«Nein, ich war kein Mitglied des NSU», sagte Zschäpe mit fester Stimme. Die Angeklagte wirkte gefasst, beantwortete Fragen knapp und präzise. Eine bemerkenswerte Wendung, nachdem sie im eigenen Prozess nie persönlich ausgesagt hatte. Im Jahr 2018 war Zschäpe zu lebenslanger Haft verurteilt worden – als Mittäterin an den rassistisch motivierten Morden an neun Migranten und einer Polizistin zwischen 2000 und 2007.
Als ich in Dresden den Gerichtssaal betrat, war die Spannung fast greifbar. Viele Angehörige der NSU-Opfer hatten auf Antworten gehofft, die Zschäpe über Jahre verweigert hatte. Doch statt Aufklärung brachte die Aussage neue Fragen. Zschäpe behauptete, erst nach dem Tod ihrer Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt von deren Taten erfahren zu haben.
Ein Opferanwalt, der im NSU-Prozess mehrere Familien vertrat, zeigte sich empört: «Diese Aussage verhöhnt die Opferfamilien und widerspricht allen Beweisen des Hauptverfahrens.»
Die plötzliche Redebereitschaft Zschäpes wirft ein Schlaglicht auf die bis heute unvollständige Aufklärung der NSU-Verbrechen. Für viele bleibt die Frage: Was wusste Zschäpe wirklich? Die Wahrheitssuche geht weiter, während im Hintergrund rechtsextreme Strukturen in Deutschland weiter aktiv sind.