An Gaststätten in ganz Deutschland häufen sich die Diebstähle von gebrauchtem Speisefett. Seit Monaten berichten Restaurantbesitzer, Imbissbetreiber und Kantinen von gestohlenen Fetttonnen. Was früher als Abfallprodukt galt, ist heute ein begehrtes Gut: Ein Liter Altspeisefett bringt aktuell bis zu 1,20 Euro.
Die Diebe gehen meist nachts und systematisch vor. In Hamburg-Altona wurden letzte Woche bei fünf Restaurants die Behälter gestohlen. «Uns fehlen jetzt ständig die Tonnen. Das kostet nicht nur das Fett, sondern auch die Container selbst», berichtet Gastronom Michael Weiland. Die Polizei vermutet organisierte Banden hinter den Diebstählen.
Warum ist altes Fett plötzlich so wertvoll? Der Grund: Es wird zu Biodiesel verarbeitet. Mit steigenden Energiepreisen wuchs auch die Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen. «Ein Kilogramm Altspeisefett kann bis zu 0,8 Liter Biodiesel ergeben», erklärt Dr. Sabine Müller vom Institut für nachhaltige Ressourcennutzung in München.
Was mich bei meinen Recherchen besonders überrascht hat: Viele Gastronomen wissen gar nicht, wie wertvoll ihr «Abfall» eigentlich ist. Früher mussten sie für die Entsorgung zahlen, heute bekommen sie dafür Geld.
Die Behörden stehen vor einem Problem: Die Diebstähle sind schwer nachzuweisen, die Aufklärungsrate ist minimal. Ein länderübergreifendes Phänomen, das zeigt, wie Ressourcenknappheit neue Kriminalitätsformen hervorbringt. Wird die Energiewende ungewollt zum Türöffner für eine neue Form der organisierten Kriminalität?