Der Schreck sitzt tief in Schöneberg. Die Explosion einer Kugelbombe in der Silvesternacht, die mehrere Scheiben zum Bersten brachte, bewegt die Gemüter. «Es klang wie eine Explosion und plötzlich zitterten die Wände», berichtet Anwohnerin Petra M., die das neue Jahr gerade mit Freunden begrüßen wollte.
Die Eigentümergemeinschaft eines betroffenen Wohnhauses fordert nun konsequentere Maßnahmen. «Friedliches Silvester muss auch in Berlin möglich sein», betont ihr Sprecher gegenüber lokalen Medien. Während die Polizei noch ermittelt, welche Art von Pyrotechnik den Schaden verursachte, werden Rufe nach einem umfassenderen Böllerverbot lauter.
In Schöneberg waren bereits zum Jahreswechsel 2023/2024 Verbotszonen eingerichtet worden – offensichtlich mit begrenzter Wirkung. Die Debatte ist nicht neu: Seit Jahren diskutiert die Hauptstadt über den richtigen Umgang mit dem traditionellen Feuerwerk. Befürworter sehen darin Brauchtum und persönliche Freiheit, Gegner verweisen auf Umweltbelastung, Unfallgefahren und überforderte Rettungsdienste.
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Silvesterberichterstattung in Berlin vor 15 Jahren. Damals schon beschrieben Sanitäter die Nacht als «Ausnahmezustand». Heute scheint die Stimmung zu kippen. Eine repräsentative Umfrage zeigt: 57 Prozent der Berliner befürworten inzwischen strengere Regelungen.
Die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), kündigte Beratungen über erweiterte Verbotszonen an. «Wir müssen abwägen zwischen Tradition und Sicherheit», so Schöttler. Die Entscheidung fällt spätestens im Herbst – genug Zeit für eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir in Zukunft feiern wollen, ohne dass der Jahreswechsel zum Albtraum wird.