Es war ein Pokalkrimi, wie er im Buche steht. Das Nordduell zwischen dem Hamburger SV und Holstein Kiel im Achtelfinale des DFB-Pokals hielt, was es versprach – und endete mit einer faustdicken Überraschung. Nach 120 zähen Minuten ohne Tore musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen, und da behielten die Kieler Störche die besseren Nerven.
Was für ein Drama am Elfmeterpunkt! Während Holstein Kiel alle fünf Versuche souverän verwandelte, wurden beim HSV ausgerechnet die erfahrenen Spieler zur tragischen Figur. Miro Muheim knallte seinen Versuch an die Latte, und Bakery Jatta scheiterte mit einem geradezu kläglich geschossenen Elfmeter am glänzend reagierenden Kieler Keeper Timon Weiner.
«In solchen Momenten entscheiden Kleinigkeiten und manchmal auch die Nerven», erklärte Kiels Trainer Marcel Rapp nach dem Spiel. «Unsere Jungs haben unglaubliche Mentalität gezeigt und sind eiskalt geblieben.» Die Hamburger dagegen wirkten im entscheidenden Moment gehemmt – ein weiteres Kapitel in der leidvollen Pokalgeschichte des ehemaligen Bundesliga-Dinos.
Besonders bitter für den HSV: Im Spielverlauf war man über weite Strecken das aktivere Team, erspielte sich mehr Torchancen, konnte diese aber nicht nutzen. Der Zweitliga-Konkurrent aus Kiel verteidigte leidenschaftlich und setzte auf Konter. «Wir haben gekämpft wie die Löwen und am Ende das nötige Quäntchen Glück gehabt», freute sich Kiels Kapitän Lewis Holtby, der ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein traf – allerdings nur im Elfmeterschießen.
Für Holstein Kiel ist es der erste Einzug ins Pokal-Viertelfinale seit 2021. Damals schaffte man es sogar bis ins Halbfinale. Träumen die Störche jetzt von Berlin? Die Fans jedenfalls sangen nach dem Spiel schon von der Hauptstadt. Der HSV hingegen muss sich wieder einmal auf die Liga konzentrieren – und die Frage beantworten, warum es in entscheidenden Momenten immer wieder hapert.