Der Bundestag hat gestern mit klarer Mehrheit das neue Wehrdienstgesetz verabschiedet. Ab Sommer 2026 müssen alle deutschen Staatsbürger im Alter von 18 Jahren einen verpflichtenden Wehrdienst-Check absolvieren. Die Reform gilt als die umfassendste Umstrukturierung der deutschen Verteidigungspolitik seit der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen jährlich etwa 60.000 junge Menschen zum Grundwehrdienst herangezogen werden.
«Es geht nicht um Kriegstreiberei, sondern um eine verantwortungsvolle Sicherheitspolitik in unsicheren Zeiten», erklärte Verteidigungsminister Thomas Weber während der abschließenden Debatte. Die neuen Regelungen sehen einen sechsmonatigen Grundwehrdienst vor, wobei Wehrdienstleistende zwischen militärischem Dienst und zivilem Katastrophenschutz wählen können.
Bemerkenswert an der gestrigen Abstimmung war die überparteiliche Unterstützung. Als ich vor zwölf Jahren über die Aussetzung der Wehrpflicht berichtete, wäre ein solcher Konsens undenkbar gewesen. Die geopolitische Lage hat sich grundlegend verändert.
Kritik kommt besonders von Jugendverbänden. «Man kann Sicherheit nicht erzwingen, indem man eine Generation zum Dienst verpflichtet», sagte Lisa Mahmoud vom Deutschen Bundesjugendring. Interessanterweise zeigen Umfragen aber, dass 57 Prozent der 18- bis 25-Jährigen die Reform unterstützen.
Die Bundeswehr beginnt bereits im Januar mit dem Aufbau neuer Ausbildungszentren. In meiner Heimatstadt Hamburg entsteht ein digitales Schulungszentrum für Cybersicherheit – ein Zeichen, dass der neue Wehrdienst mehr umfasst als klassische Kasernenausbildung.
Die entscheidende Frage bleibt: Wird diese Reform Deutschland tatsächlich sicherer machen? Die Antwort werden wir erst in einigen Jahren kennen. Doch die Debatte darüber, was Sicherheit im 21. Jahrhundert bedeutet, hat gerade erst begonnen.