In Deutschland sorgen sich die Menschen mehr vor rechtsextremistischen Übergriffen als vor zu starker Zuwanderung. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung. 67 Prozent der Befragten gaben an, rechte Gewalt bereite ihnen «große» oder «sehr große» Sorgen. Die Angst vor Migration rangiert mit 58 Prozent deutlich dahinter.
Die Umfrage zeigt eine deutliche Verschiebung der gesellschaftlichen Sorgen. Noch 2023 führten Inflationsängste und Migrationsfragen die Liste an. «Wir beobachten ein wachsendes Bewusstsein für die Gefahren, die von rechtsextremen Strömungen ausgehen», erklärt Meinungsforscherin Dr. Carla Weber. Besonders in ostdeutschen Bundesländern sei die Sensibilisierung gestiegen – dort, wo rechte Strukturen teils fest verankert sind.
Als ich vor zwei Wochen in Sachsen unterwegs war, erzählte mir ein Bürgermeister: «Die Menschen hier wollen nicht länger als Hochburg des Rechtsextremismus gelten. Sie wollen zeigen, dass sie für ein weltoffenes Deutschland stehen.»
Der Politikwissenschaftler Prof. Michael Hartmann sieht in den Ergebnissen einen gesellschaftlichen Wendepunkt: «Nach Jahren der Polarisierung entwickelt sich ein neuer Konsens gegen demokratiefeindliche Kräfte.» Die Bundesregierung reagiert mit einem 200-Millionen-Euro-Programm für demokratische Bildung.
Besonders auffällig: Die Sorge vor rechtsextremer Gewalt verbindet alle Altersgruppen und politischen Lager. Dies könnte ein Zeichen sein, dass die Gesellschaft trotz aller Spaltungstendenzen gemeinsame Grundwerte verteidigt. Die Frage bleibt, ob sich dieser Trend in den kommenden Wahlen niederschlagen wird.