Die Zahl der Firmenpleiten in Berlin steigt weiter an. Für 2024 erwarten Experten einen erneuten Anstieg der Insolvenzen um etwa zehn Prozent. Besonders betroffen sind Dienstleister, Gastronomiebetriebe und Händler. Die wirtschaftlichen Folgen von Pandemie, Inflation und gestiegenen Energiekosten treffen die Hauptstadt härter als andere Regionen.
«Viele Unternehmen haben ihre finanziellen Reserven während der Corona-Zeit aufgebraucht und kämpfen jetzt mit steigenden Kosten bei gleichzeitig zurückhaltender Kundschaft», erklärt Michael Bretz von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bereits 2023 meldeten in Berlin 1.720 Unternehmen Insolvenz an – ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ich habe letzte Woche mit mehreren Ladenbesitzern in Charlottenburg gesprochen. Die Stimmung ist gedrückt. «Erst kam Corona, dann die Energiekrise, jetzt die Inflation – irgendwann ist einfach die Luft raus», sagte mir ein Buchhändler, der sein Geschäft nach 15 Jahren aufgeben musste.
Besonders alarmierend: Die Krise trifft zunehmend auch etablierte Betriebe. Während in den Vorjahren vor allem Neugründungen und junge Unternehmen scheiterten, geraten nun vermehrt langjährige Mittelständler in Schieflage. Die IHK Berlin rechnet damit, dass dieser Trend anhalten wird. «Die Substanz vieler Unternehmen ist aufgezehrt», so Hauptgeschäftsführer Jan Eder.
Für die Berliner Wirtschaft bedeutet das eine schwierige Phase. Jede Insolvenz gefährdet Arbeitsplätze und schwächt den Wirtschaftsstandort. Gleichzeitig steckt in der Krise auch Potenzial für Erneuerung. Wer seine Geschäftsmodelle anpasst und digitalisiert, hat bessere Überlebenschancen. Die Frage ist: Reicht die Zeit dafür noch aus?