Die Welt der organisierten Kriminalität zeigt sich dieser Tage vor dem Kölner Landgericht in ihrer vollen Härte. Seit Dienstag steht dort Mushar S., ein 28-jähriger Libanese, als mutmaßlicher Anführer einer gefürchteten Drogenbande vor Gericht. Der Fall offenbart die brutalen Methoden im Kampf um Macht im Kölner Drogenmilieu. Laut Staatsanwaltschaft soll S. für mehrere Schießereien und schwere Gewalttaten verantwortlich sein.
In den Straßen meiner Heimatstadt Hamburg haben wir ähnliche Entwicklungen beobachtet, doch das Kölner Ausmaß erschreckt selbst erfahrene Ermittler. «Wir haben es mit einer neuen Qualität der Gewaltbereitschaft zu tun», erklärt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer im Gespräch. Die Anklage umfasst versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung und Verstöße gegen das Waffengesetz.
Besonders brisant: S. soll seine Gegner gnadenlos verfolgt haben. Nachdem ein rivalisierender Dealer nicht bezahlte, ließ er ihn demnach aufspüren und niederschießen. Die Opfer schweigen aus Angst vor Vergeltung meist beharrlich. Ein Umstand, den ich während meiner 20-jährigen Berichterstattung immer wieder erlebt habe.
Die Ermittlungen stützen sich auf abgefangene Chatnachrichten und Zeugenaussagen ehemaliger Bandenmitglieder. Dabei zeigt sich, wie weit die Strukturen reichen – von Libanon über Schweden bis nach Deutschland. Wie ein Insider berichtet: «Die Banden arbeiten längst international und nutzen Familienstrukturen, die über Jahre gewachsen sind.»
Die Bedeutung des Prozesses geht weit über Köln hinaus. Er zeigt exemplarisch, wie Clankriminalität und Drogenhandel unsere Städte prägen und welche Herausforderungen auf unsere Gesellschaft zukommen. Wird die Justiz dem gewachsen sein? Der Prozess ist auf mehrere Monate angesetzt und könnte zum Präzedenzfall werden.