Die Geduldsprobe für Pendler in der bayerischen Landeshauptstadt geht weiter: Die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn hat erneut einen Tiefpunkt erreicht. Nach aktuellen Zahlen der Deutschen Bahn kamen im ersten Quartal 2024 nur 87,7 Prozent der Züge pünktlich an – ein weiterer Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als es noch 89,4 Prozent waren.
Besonders betroffen ist die S1 nach Freising und zum Flughafen. «An manchen Tagen weiß ich nie, ob ich meinen Anschlussflug noch erreiche», erzählt mir Stefanie Weber, die regelmäßig vom Hauptbahnhof zum Airport pendelt. Die Statistik gibt ihr recht: Auf dieser Linie waren nur 83,2 Prozent der Züge pünktlich.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die Entwicklung scharf. «Die Zahlen sind alarmierend, vor allem wenn man bedenkt, dass erst ab sechs Minuten Verspätung ein Zug überhaupt als unpünktlich gilt», erklärt Andreas Barth, Vorstandsmitglied des Verbands. Nach seinen Angaben hat sich die Situation seit dem großen S-Bahn-Gipfel 2018 nicht nachhaltig verbessert.
Die Deutsche Bahn verweist auf zahlreiche Baustellen im Netz, die für Modernisierungen notwendig seien. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Infrastruktur zukunftsfähig zu machen», so eine Sprecherin der DB. Gleichzeitig räumt sie ein, dass die Belastungsgrenze des Münchner S-Bahn-Netzes längst erreicht sei.
Nach meinen Beobachtungen ist die Stimmung auf den Bahnsteigen angespannt. Als ich letzte Woche am Marienplatz stand, hörte ich mindestens fünf verschiedene Durchsagen zu Verspätungen – innerhalb von 20 Minuten.
Die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hat weitere Gespräche mit der Bahn angekündigt. Das Problem: Die zweite Stammstrecke, die Entlastung bringen soll, wird frühestens 2035 fertig – deutlich später als ursprünglich geplant.
Für die 840.000 täglichen Fahrgäste bleibt vorerst nur, mehr Zeit einzuplanen. Oder wie es ein frustrierter Pendler am Ostbahnhof ausdrückte: «Mei, in München stellt man die Uhr halt nicht mehr nach der S-Bahn.»