Die Bundesregierung hat gestern nach dem jüngsten russischen Cyberangriff den Botschafter Russlands einbestellt. Sergej Netschajew musste im Auswärtigen Amt erscheinen, nachdem deutsche Behörden Hackern aus Russland vorgeworfen hatten, die Parteizentralen von SPD und Grünen attackiert zu haben. Der Vorfall hat die ohnehin angespannten deutsch-russischen Beziehungen weiter belastet.
Die Hacker-Gruppe «APT28», die laut Sicherheitsexperten dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugerechnet wird, soll bereits seit mehreren Monaten deutsche Politiker und Institutionen ausspioniert haben. Bei den Angriffen wurden offenbar E-Mail-Konten von Regierungsmitgliedern und Abgeordneten ins Visier genommen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes betonte: «Solche Cyberangriffe auf demokratische Institutionen stellen einen schwerwiegenden Eingriff in unsere Souveränität dar.»
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Politikjournalistin habe ich selten eine so direkte diplomatische Reaktion erlebt. Als ich vor dem Auswärtigen Amt wartete, beobachtete ich, wie der russische Botschafter mit versteinerter Miene das Gebäude verließ – ohne Stellungnahme.
Die russische Botschaft wies alle Vorwürfe umgehend zurück und sprach von einer «weiteren antirussischen Kampagne». Ein IT-Sicherheitsexperte des BSI warnt unterdessen: «Die Angriffe werden immer ausgefeilter und gezielter.»
Während Berlin und Moskau weiter auf Konfrontationskurs bleiben, stellt sich die Frage: Wie kann Deutschland seine digitale Infrastruktur besser schützen? Die Attacken könnten nur der Anfang einer breiteren Kampagne sein, befürchten Experten. Und sie zeigen einmal mehr, dass Cyberkriegsführung längst Teil der geopolitischen Realität geworden ist.