In Stuttgart nimmt der Trend zum Leihen statt Kaufen spürbar Fahrt auf – besonders bei Eltern kleiner Kinder. Kinderwagen, Autositze und Spielzeug kosten nicht nur viel Geld, sondern brauchen auch Platz und werden oft nur kurzzeitig genutzt. Eine junge Mutter aus Vaihingen erzählte mir gestern: «Für die sechs Monate, in denen mein Sohn die Babyschale brauchte, hätte sich der Kauf kaum gelohnt.»
Hinter diesem Wandel steckt mehr als nur Sparsamkeit. Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg legen 73 Prozent der Eltern heute Wert auf Nachhaltigkeit beim Familieneinkauf. Die steigenden Lebenshaltungskosten tun ihr Übriges dazu.
Stuttgart bietet mittlerweile ein breites Spektrum an Leihangeboten. Im «Kinderkram Stuttgart» in Bad Cannstatt können Eltern von der Wiege bis zum Laufrad fast alles mieten. «Unsere Kundenzahlen haben sich seit 2022 verdoppelt«, berichtet Inhaberin Sabine Meier. Die monatliche Gebühr für einen hochwertigen Kinderwagen liegt bei etwa 25 Euro – deutlich günstiger als der Kaufpreis von oft über 800 Euro.
Auch die Stadt selbst unterstützt den Trend. Das Familienzentrum West verleiht kostenfrei Spielzeugkisten für verschiedene Altersgruppen. «Wir wollen Familien entlasten und gleichzeitig weniger Ressourcen verschwenden», erklärt Sozialreferentin Petra Holzmann.
Was ich bei meinen Recherchen besonders beeindruckend fand: Die Gemeinschaft, die dabei entsteht. Auf dem Stuttgarter Tauschrausch-Portal vernetzen sich Eltern, um Babyausstattung nicht nur zu verleihen, sondern auch zu tauschen oder zu verschenken. «Das schafft Kontakte, die über das reine Leihen hinausgehen», erzählt die Stuttgarter Mutter Lisa Brecht.
Wird Stuttgart damit zur Vorreiterstadt einer neuen Sharing Economy? Die Zahlen sprechen dafür. Doch noch immer scheitert manches an praktischen Hürden. Nicht jedes Leihmodell funktioniert im Alltag, und manchmal ist der Gang zum Abholen weiter als zum nächsten Geschäft. Dennoch: Das Potenzial ist groß – für die Umwelt und den Geldbeutel gleichermaßen.