Die Debatte um eine dritte Startbahn am Hauptstadtflughafen BER flammt erneut auf. Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hat sich gestern für den umstrittenen Ausbau ausgesprochen. Während der Flughafen laut aktueller Prognosen ab 2035 an seine Kapazitätsgrenzen stoßen könnte, sehen Anwohner und Umweltschützer das Projekt kritisch. Schon jetzt klagen rund 140.000 Menschen in der Flughafenumgebung über Fluglärm.
«Wir müssen heute an die Infrastruktur von morgen denken», erklärte Bonde bei einer Pressekonferenz in Schönefeld. Die Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg brauche eine zukunftsfähige Anbindung. Tatsächlich steigen die Passagierzahlen am BER kontinuierlich. Im vergangenen Jahr wurden rund 23 Millionen Fluggäste abgefertigt – deutlich mehr als erwartet nach der Pandemie.
Der Flughafenchef Aletta Gerhardt bestätigt: «Mit zwei Start- und Landebahnen können wir langfristig maximal 40 Millionen Passagiere jährlich bewältigen.» Danach werde es eng. Doch was für Wirtschaftsvertreter nach sinnvoller Planung klingt, ist für viele Anwohner ein Alptraum.
Bei meinem Besuch in Blankenfelde-Mahlow letzte Woche spürte ich die angespannte Stimmung. «Noch mehr Flugverkehr? Das können Sie vergessen», sagte mir Renate Weber (58) vom Bürgerbündnis «Leiser Südosten». Die Menschen vor Ort fürchten mehr Lärm, mehr Schadstoffe und fallende Immobilienpreise.
Die Brandenburger Landesregierung reagiert zurückhaltend auf Bondes Vorstoß. «Wir haben den BER noch nicht einmal richtig zum Laufen gebracht, da reden wir schon über Erweiterungen», kritisierte Umweltminister Steffen Vogel (Grüne).
Die Entscheidung über eine dritte Startbahn wird wohl frühestens 2026 fallen, wenn die neue Masterplanung für den Flughafen vorgestellt wird. Bis dahin dürfte die Diskussion zwischen Wachstumsinteressen und Umweltschutz weitergehen. In Zeiten der Klimakrise stellt sich auch die Frage: Brauchen wir wirklich immer mehr Flugverkehr?