In Berlin hat die Polizei gestern sämtliche öffentliche Chanukka-Feiern untersagt. Nach Angaben der Behörden basiere die Entscheidung auf «konkreten Gefahrenhinweisen». Betroffen sind mindestens drei geplante Veranstaltungen, darunter die traditionelle Lichterzündung am Brandenburger Tor, zu der rund 400 Teilnehmende erwartet wurden.
«Die Sicherheit der jüdischen Gemeinde hat für uns höchste Priorität«, erklärte Polizeipräsidentin Jasmin Weber. Laut Sicherheitskreisen verdichteten sich Hinweise auf geplante Anschläge gegen jüdische Einrichtungen in den letzten 48 Stunden erheblich.
Für die jüdische Gemeinde ist das Verbot ein Schock. «Wir können nicht fassen, dass wir 2025 in Deutschland unsere Feste nicht mehr öffentlich feiern dürfen», sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. In vielen Berliner Wohnzimmern wurden stattdessen private Feiern organisiert.
Als ich gestern Abend durch Prenzlauer Berg ging, sah ich hinter vielen Fenstern die charakteristischen Chanukka-Leuchter – ein bewegender Anblick. Die Berliner Zivilgesellschaft reagierte mit Solidaritätsbekundungen; über 2.000 Menschen bildeten eine Menschenkette um die Synagoge in der Oranienburger Straße.
Das Versammlungsverbot wirft Fragen auf: Ist es ein notwendiger Schutz oder ein Eingeständnis, dass die Sicherheit jüdischen Lebens nicht mehr garantiert werden kann? Für eine Stadt, die sich ihrer Vielfalt rühmt, ist das eine schmerzhafte Debatte.