Die Frankfurter Drogenpolitik schreibt ein neues Kapitel: Die Malteser werden künftig die medizinische Versorgung im geplanten Suchthilfezentrum am Hauptbahnhof übernehmen. Diese Entscheidung gab Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) am Mittwoch bekannt. Das neue Zentrum soll ab Herbst 2025 eine umfassende Anlaufstelle für Suchtkranke bieten – eine Reaktion auf die sich verschärfende Situation im Bahnhofsviertel.
Die Malteser bringen wertvolle Erfahrung mit. Sie betreiben bereits seit Jahren die medizinische Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung in Frankfurt. «Wir können auf bewährte Strukturen aufbauen und unser Netzwerk nutzen», erklärt Hubertus von Dewitz, Stadtbeauftragter der Malteser. Das Konzept umfasst neben der medizinischen Grundversorgung auch psychiatrische Hilfe und Substitutionsbehandlungen.
Für die Stadt Frankfurt ist das Projekt ein Kraftakt. Rund 20 Millionen Euro werden in den Bau investiert. Im Vergleich: Das ist mehr als das Doppelte dessen, was ursprünglich veranschlagt war. Die steigenden Baukosten spiegeln den wachsenden Handlungsdruck wider.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich das Bahnhofsviertel immer wieder besucht. Der Wandel ist erschreckend. Wo früher einzelne Suchtkranke saßen, drängen sich heute Dutzende. Die offene Drogenszene hat sich ausgeweitet, die Verzweiflung ist greifbar.
Sozialdezernentin Elke Voitl betont: «Mit dem Suchthilfezentrum schaffen wir einen geschützten Raum für Menschen in Not und entlasten gleichzeitig den öffentlichen Raum.» Der zweite Träger für den sozialen Bereich des Zentrums soll in den kommenden Wochen feststehen.
Ob das neue Zentrum die erhofften Verbesserungen bringt, bleibt abzuwarten. Die Erfahrung aus anderen Städten wie Hamburg zeigt: Erfolg stellt sich nur ein, wenn medizinische Hilfe, soziale Betreuung und ordnungspolitische Maßnahmen ineinandergreifen. Vielleicht braucht es mehr als ein Gebäude, um jahrelange Versäumnisse aufzuholen.