Im grauen Berliner Februar rollt die Hauptstadt wieder das rote Band aus – diesmal nicht für Stars, sondern für Radfahrer. 20,5 Kilometer neue Radwege sollen in diesem Jahr entstehen. Die Verkehrsverwaltung hat bereits Strecken in Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg fertiggestellt. Dennoch liegt Berlin weit hinter den ursprünglichen Zielen zurück.
Auf meinem Weg durch die Stadt beobachte ich seit Jahren, wie sich das Verhältnis zwischen Autofahrern, Radlern und Fußgängern verändert. Die roten Radstreifen werden mehr, aber das Tempo der Umsetzung bleibt ein Streitpunkt. «Das ist ein wichtiger Schritt für mehr Verkehrssicherheit, aber wir müssen deutlich schneller werden,» erklärt Yasmin Schulze vom ADFC Berlin im Gespräch.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Nach dem Mobilitätsgesetz von 2018 sollten jährlich 50 Kilometer entstehen. Doch 2023 wurden nur 26,7 Kilometer geschafft. Verkehrssenatorin Ute Bonde verteidigt das Tempo: «Wir arbeiten mit Hochdruck, aber Planungs- und Genehmigungsverfahren brauchen ihre Zeit.»
In Friedrichshain erlebe ich täglich, wie eng es auf den Straßen zugeht. Besonders die Kreuzungen an der Karl-Marx-Allee bleiben Unfallschwerpunkte. Experten fordern daher nicht nur mehr, sondern auch besser geschützte Radwege.
Die Diskussion um den Berliner Verkehrsraum wird weitergehen. Während Umweltverbände auf mehr Tempo drängen, sorgen sich Gewerbetreibende um Parkplätze und Lieferzonen. Eine Lösung, die allen gerecht wird, scheint schwer zu finden. Vielleicht ist es wie beim Radfahren selbst – Balance ist alles.