Die anhaltende Azubi-Krise im Dortmunder Handwerk nimmt dramatische Züge an. Aktuell stehen über 500 Ausbildungsplätze leer, während Betriebe händeringend Nachwuchs suchen. Besonders betroffen sind Bäckereien, Metzgereien und Sanitärbetriebe. «Jeder zweite Ausbildungsplatz bleibt derzeit unbesetzt», erklärt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund.
Die Gründe für den Mangel sind vielschichtig. Immer mehr Schulabgänger streben ein Studium an, während die Wertschätzung für praktische Berufe sinkt. Dabei bietet das Handwerk hervorragende Zukunftsperspektiven. «Ein Geselle verdient heute oft mehr als mancher Bachelorabsolvent», betont Schröder. Zudem gibt es kaum Berufe mit so viel Sicherheit – Handwerker werden überall gebraucht.
Als ich letzte Woche den Dachdeckermeister Klaus Müller in seiner Werkstatt besuchte, zeigte er mir leere Arbeitsplätze. «Wir könnten sofort drei neue Lehrlinge einstellen, aber es kommt einfach niemand», sagte er kopfschüttelnd. Der Familienbetrieb existiert seit drei Generationen – jetzt steht seine Zukunft auf dem Spiel.
Die Handwerkskammer reagiert mit neuen Initiativen. In Kooperation mit Dortmunder Schulen werden Praktikumswochen angeboten, Handwerker besuchen Schulklassen und berichten aus ihrem Alltag. Die ersten Erfolge sind sichtbar: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Bewerbungen um fünf Prozent.
Für Dortmund steht viel auf dem Spiel. Das Handwerk bildet das wirtschaftliche Rückgrat der Region. Ohne ausreichend Nachwuchs drohen längere Wartezeiten für Kunden und steigende Preise. Manche fragen sich: Wer wird in Zukunft noch unsere Häuser bauen, Rohre reparieren oder frische Brötchen backen?