Article – Die IHK Dresden schlägt Alarm: Sachsens Berufsschulen brauchen dringend eine Reform. Jeder fünfte Auszubildende muss heute mehr als 30 Kilometer zur Berufsschule fahren – für viele ein unzumutbarer Weg. Bei einigen Ausbildungsberufen sind es sogar über 100 Kilometer. Betriebe finden deshalb immer schwerer Nachwuchs, während die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt.
«Die Berufsschulplanung in Sachsen muss grundlegend überdacht werden», fordert Dr. Andreas Sperl, Präsident der IHK Dresden. Ich habe in den letzten Monaten mit Dutzenden Ausbildungsbetrieben gesprochen – viele stehen mit dem Rücken zur Wand. Ein Handwerksmeister aus der Sächsischen Schweiz erzählte mir unter vier Augen: «Wenn meine Azubis erst um halb neun abends vom Berufsschultag zurückkommen, kann ich das niemandem mehr erklären.»
Das Problem hat System: Während manche Berufsschulstandorte überlastet sind, kämpfen andere um ihr Überleben. Die aktuelle Planung des Kultusministeriums sieht vor, Fachklassen ab 2025/26 nur noch mit mindestens 22 Schülern zu bilden – ein Wert, den viele spezialisierte Berufe nie erreichen werden.
Die IHK Dresden will nun gegensteuern und fordert Landkreise als Schulträger auf, stärker zusammenzuarbeiten. Zudem sollen digitale Unterrichtsformen ausgebaut werden. «Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir die Fachkräfte von morgen«, warnt Sperl.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten ein Thema erlebt, bei dem Wirtschaft und Auszubildende so einig sind: Die Reform muss kommen – sonst droht dem dualen Ausbildungssystem in Sachsen ein schleichender Bedeutungsverlust.