Der bayerische Fiskus verzichtet auf Milliarden – vor allem bei Unternehmenserben. Allein im vergangenen Jahr wurden Erbschaftssteuern in Höhe von 4,8 Milliarden Euro erlassen. Diese Summe liegt mehr als doppelt so hoch wie noch 2019. Besonders auffällig: Etwa 97 Prozent dieser Steuergeschenke gingen an Firmenerben und wohlhabende Familien.
Bei meinen Recherchen in der Münchner Staatskanzlei stieß ich auf erstaunliche Zahlen. Während normale Erben meist den vollen Steuersatz zahlen müssen, profitieren Unternehmenserben von großzügigen Ausnahmen. Der Grundgedanke: Arbeitsplätze sollen geschützt werden, wenn Betriebe vererbt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus.
«Die aktuellen Regelungen führen zu massiven Ungleichheiten im Steuersystem», erklärt Steuerexperte Professor Andreas Schmidt von der Ludwig-Maximilians-Universität. Besonders problematisch: Die Vergünstigungen werden auch gewährt, wenn kein einziger Arbeitsplatz erhalten bleibt.
Selbst Immobilienvermögen lässt sich mit einfachen Tricks in «Betriebsvermögen» umwandeln und damit von der Steuer befreien. Eine Praxis, die ich bei Recherchen in Baden-Württemberg bereits vor Jahren beobachten konnte. Wohlhabende Familien gründen eigens GmbHs, um ihre Villen am Starnberger See steuerfrei zu vererben.
Das Finanzministerium verteidigt die Praxis: «Unternehmensnachfolge muss steuerlich begünstigt bleiben«, heißt es auf Anfrage. Doch wer zahlt die Zeche? Letztlich alle anderen Steuerzahler. Während normale Erben jeden Euro versteuern, bleiben Milliarden bei den Reichsten. Ist das gerecht?