Der Erfurter Regierungssitz bleibt eine Dauerbaustelle: Die Sanierung der Thüringer Staatskanzlei verzögert sich erneut um Monate. Statt wie geplant Ende 2025 soll das historische Gebäude nun erst Mitte 2026 fertig werden. Die Kosten sind bereits auf über 70 Millionen Euro gestiegen – mehr als das Doppelte der ursprünglichen Kalkulation von 2016.
Bauexperten führen mehrere Gründe für die Verzögerung an. «Wir haben im Bestand immer wieder Überraschungen entdeckt, die zusätzliche Maßnahmen notwendig machen», erklärt Projektleiter Michael Hoffmann. Zuletzt sorgten marode Deckenbalken im Südflügel für ungeplante Arbeiten. Hinzu kommen Lieferengpässe bei Baumaterialien und der Fachkräftemangel.
Die Opposition kritisiert das Projekt scharf. «Das ist ein Fass ohne Boden», sagt CDU-Fraktionsvize Raymond Walk. Die Regierung verteidige die Mehrkosten mit Verweis auf gestiegene Baupreise und den Denkmalschutz. Tatsächlich stellt der historische Charakter des Gebäudes, das teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammt, besondere Anforderungen.
Bei meinem letzten Baustellenbesuch konnte ich sehen, wie aufwendig allein die Restaurierung der historischen Fenster ist. «Jedes Element muss einzeln bearbeitet werden, das braucht Zeit», erklärte mir ein Restaurator vor Ort.
Die Verzögerung hat auch praktische Folgen: Die Staatskanzlei bleibt vorerst im Ausweichquartier untergebracht, was zusätzliche Mietkosten verursacht. Interessant wird sein, ob die neue Landesregierung nach der Wahl im September das Projekt noch einmal kritisch überprüfen wird. Eine Grundsatzfrage bleibt: Wie viel darf historisches Erbe kosten?