Im Tierpark Hardehausen bei Delbrück ereignete sich gestern Nachmittag ein dramatischer Zwischenfall. Eine 33-jährige Tierpflegerin wurde bei Reinigungsarbeiten von einem sibirischen Tiger angegriffen und schwer verletzt. Der Vorfall geschah gegen 15:30 Uhr im nicht-öffentlichen Bereich der Anlage, als die erfahrene Mitarbeiterin routinemäßige Arbeiten durchführte.
Die Frau erlitt schwere Verletzungen an Arm und Schulter und wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Nach Angaben der Ärzte besteht keine Lebensgefahr mehr. «Der Schock sitzt tief bei uns allen», erklärt Parkdirektor Martin Weihmann. «Wir arbeiten seit Jahren mit strengsten Sicherheitsvorkehrungen, um genau solche Vorfälle zu verhindern.»
Die Polizei Paderborn hat Ermittlungen aufgenommen, um zu klären, wie es trotz der Sicherheitsmaßnahmen zum Angriff kommen konnte. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte eine nicht vollständig verriegelte Zwischentür der Grund gewesen sein. Der sibirische Tiger, ein 12-jähriges Männchen namens «Taiga», lebt seit sechs Jahren in dem Tierpark.
Als ich vor zwei Jahren den Tierpark besuchte, fiel mir auf, wie ernst die Sicherheitsbestimmungen dort genommen wurden. Doch selbst strenge Protokolle bieten keine hundertprozentige Sicherheit im Umgang mit Wildtieren. Eine ehemalige Kollegin des Tigers, die anonym bleiben möchte, betont: «Diese Tiere behalten immer ihre wilden Instinkte, egal wie gut man sie kennt.»
Der Tierpark bleibt vorerst für Besucher geöffnet, der Tigerbereich wurde jedoch gesperrt. Wildtierexperten weisen darauf hin, dass trotz jahrelanger Haltung in Menschenobhut die natürlichen Jagdinstinkte bei Großkatzen nie verloren gehen. Das wirft wieder einmal die Frage auf, wie wir den Schutz bedrohter Tierarten mit der Sicherheit von Menschen in Einklang bringen können.