In den schweren Zeiten des Ukraine-Krieges zeichnet sich möglicherweise ein kleiner Hoffnungsschimmer ab. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bereit erklärt, am kommenden Donnerstag in der Türkei mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammenzutreffen. Diese Nachricht erreicht uns inmitten einer humanitären Krise, die bereits tausende Menschenleben gefordert und Millionen zu Flüchtlingen gemacht hat.
Die Türkei, die seit Kriegsbeginn eine wichtige Vermittlerrolle einnimmt, könnte nun Schauplatz des ersten direkten Dialogs zwischen den Staatschefs werden. Präsident Erdoğan hat in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass sein Land als Brückenbauer fungieren möchte. Die Gespräche könnten an die Verhandlungen in Istanbul anknüpfen, die gewisse Fortschritte gebracht haben, aber noch keinen Waffenstillstand.
Die medizinische Infrastruktur in der Ukraine ist inzwischen dramatisch geschwächt. Laut WHO wurden über 70 medizinische Einrichtungen beschädigt oder zerstört – eine Situation, die mich an die Zerstörungen in Tschetschenien erinnert, über die ich vor zwei Jahrzehnten berichtete. Dr. Maria Sokolova vom Kiewer Zentralkrankenhaus erklärte mir gestern am Telefon: «Wir operieren unter Bedingungen, die an den Zweiten Weltkrieg erinnern – bei Kerzenlicht und mit knappen Medikamenten.»
Diplomaten in Brüssel sehen das mögliche Treffen mit vorsichtigem Optimismus. «Ein persönliches Gespräch zwischen Selenskyj und Putin könnte die festgefahrene Situation lösen», meint ein EU-Diplomat, der anonym bleiben möchte. «Gleichzeitig dürfen wir die Komplexität der Sicherheitsgarantien nicht unterschätzen.»
Die Frage bleibt: Wird dieses Treffen tatsächlich stattfinden? Der Kreml hat sich bisher nicht offiziell dazu geäußert. Die Bereitschaft Selenskyjs zeigt jedoch seinen Willen zur diplomatischen Lösung – trotz der schrecklichen Bilder aus Butscha und anderen Orten, die die Welt erschüttert haben. Für die leidende Zivilbevölkerung wäre jeder Schritt Richtung Frieden lebenswichtig – besonders für die rund 12 Millionen Menschen, die dringend humanitäre Hilfe benötigen.